Werden Übersetzer bald durch Computer ersetzt?

Vor einiger Zeit bin ich auf ein kleines Tool mit dem Titel „Wie wahrscheinlich ist es, dass ich durch einen Computer ersetzt werde“ bei sueddeutsche.de gestolpert. Darin werden Ergebnisse einer Studie der Universität in Oxford zugrunde gelegt, die analysiert und ausgewertet hat, welche Berufe in absehbarer Zeit von Maschinen ersetzt werden. Die Prozedur ist so einfach wie ernüchternd: Man gibt seinen Beruf in eine Suchmaske ein und weiß nach einer Sekunde, auf das halbe Prozent genau, wie wahrscheinlich der Fall ist, dass die Maschine, die einen bislang bei der Arbeit unterstützt, bald auf der Karriereleiter an einem vorbeigespurtet ist.

In meinem Fall liegt die Wahrscheinlichkeit bei 38 Prozent. Ich bin durchschnittlich gefährdet. Wäre ich ein misstrauischer Mensch, würde ich meinen Computer ab sofort genauer im Auge behalten. Stattdessen fiel mir nach dem Test direkt eine Situation ein, die mir bei einem meiner vergangenen Aufträge passiert ist. Es ging um eine große technische Anlage, die eine Fachfirma aus Spanien in einem deutschen Unternehmen aufbauen sollte. Wie das bei solchen Aufträgen ist: Die Zeit ist knapp bemessen, dadurch umso wertvoller. Und wenn etwas beim Aufbau schiefgeht kostet das vor allem Geld.

Beide Unternehmen hatten bereits Erfahrung mit Geschäftspartnern aus dem Ausland - meistens verließ man sich auf Englisch als sprachliches Allzweckwerkzeug. Das Fazit auf beiden Seiten: Es geht, ist aber schwierig, langwierig und Detailfragen sind fast unmöglich auf Anhieb zu klären. Dieses Mal sollte also ein Dolmetscher helfen. Schon nach ein, zwei Stunden zeigte sich, dass es bei diesem Auftrag vor allem um technische Fragen ging. Es gab immer wieder Nachfragen, wie was genau funktioniert - kurze Fragen, kurze, präzise Antworten. Nach insgesamt drei Tagen war der Auftrag beendet und ein spanischer Mitarbeiter kam auf mich zu und sagte mir, wie überrascht er davon gewesen sei, dass auf einmal alles so viel einfacher zu klären war als früher. Ich freute mich über das Lob und konnte mir gleichzeitig kaum vorstellen, wie ich diese Themen auf Englisch hätte besprechen sollen. Geschweige denn, mithilfe einer Online-Übersetzung.

Vorerst kann ich meinem Computer also vertrauen. Er wäre in diesem Fall keine große Hilfe für meine Auftraggeber gewesen. Wer übrigens selbst gerne testen möchte, ob er sich bald einen neuen Karriereplan zurechtlegen muss, kann das auf dieser Seite tun:  http://gfx.sueddeutsche.de/pages/automatisierung/

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